Delegationsreise der Jusos Saar & RLP nach Israel und Palästina

Über den Dächern von Jerusalem
Über den Dächern von Jerusalem

Bericht von Andreas Nick

 

In der Zeit vom 17. – 26. April 2013 besuchten 15 Jusos aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland Israel und die Palästinensischen Gebiete. Ziel der Reise war es nicht etwa einen gemeinsamen Urlaub zu verbringen, sondern einen Einblick in den Nahostkonflikt und die Arbeit unserer Partnerorganisationen vor Ort zu erhalten. Ein erstes Zusammentreffen fand bereits am Mittwochabend mit Hovav von Young Meretz und Maya von Young Labour im Willy-Brandt-Center (WBC) in Jerusalem statt. Wir verbrachten insgesamt drei Tage in Jerusalem und beschäftigten uns dort in verschiedenen Workshops mit dem politischen System Israels, der Situation nach der letzten Knessetwahl und auch mit verschiedenen Vorstellungen eines Wegs zu dauerhaftem Frieden. Natürlich durfte in Jerusalem ein Besuch in Yad Vashem, der zentralen Holocaustgedenkstätte, nicht fehlen.

Wahlkampf in der Universität Nablus
Wahlkampf in der Universität Nablus

Samstags ging es dann, begleitet von den beiden WBC-Mitarbeitern Christoph und Lukas, nach Ramallah wo wir mit Vertretern von Shabeebeh Fatah, unserer Partnerorganisation in den Palästinensischen Gebieten, zusammentrafen. In Nablus besuchten wir tags darauf die Najjah Universität und erlebten einen wirklich überaus engagierten Uni-Wahlkampf der Shabeebeh Fatah. Die universitätsinternen Wahlen haben in Palästina eine ungleich größere Bedeutung als bei uns und mobilisieren entsprechend viele Studenten. Von so etwas kann man in deutschen Universitäten wohl nur träumen. Ebenfalls in Nablus besuchten wir ein Flüchtlingscamp, in dem mehr als 28.000 Menschen auf einem Quadratkilometer leben, was zur Folge hat, dass die „Straßen“ zwischen den Häusern dort oft kaum breiter als 50 cm sind. Dennoch verlassen die Bewohner das Camp nicht, um nicht zu riskieren, ihren Flüchtlingsstatus zu verlieren, denn sie hoffen noch immer, eines Tages in ihre Häuser im heutigen Israel zurückkehren zu können.

Sperranlage in Bethlehem
Sperranlage in Bethlehem

Nachdem wir die Nacht in Bethlehem verbracht haben, besichtigten wir am nächsten Morgen die Israelische Sperranlage, eine bis zu 9 Meter hohe Mauer, die nun seit rund zehn Jahren die Palästinensischen Gebiete umschließt. Danach fuhren wir nach Hebron, wo wir geführt und geschützt von internationalen Beobachtern der TIPH (Temporary International Presence in Hebron) die Stadt besichtigen. Schwerpunkt dabei waren die Aktivitäten der radikalen Siedler und die daraus erwachsenden Konflikte mit der palästinensischen Bevölkerung. Abends ging es dann weiter in den Süden und damit wieder zurück nach Israel. Wir verbrachten die Nacht im Kibbutz Nir Am und lernten am nächsten Morgen noch eine weitere Seite des Konflikts kennen. In Sderot, knapp 1 km von Gaza entfernt, sahen wir einen Kindergarten, dessen Decke bei den Auseinandersetzungen im letzten November von einer Qassam-Rakete durchschlagen wurde. Mindestens ebenso verstörend waren Bushaltestellen und Spielplätze mit eigenen Raketenschutzräumen.

Tel Aviv
Tel Aviv

Die letzten drei Tage der Reise verbrachten wir in Tel Aviv und beschäftigten uns überwiegend mit sozialen Fragen und den Gewerkschaften in Israel. Man kann sagen, dass einem diese Stadt nach all den Erlebnissen der vorangegangenen Tage wie eine andere, friedlichere Welt vorkam. Hier leben Juden und Araber fast wie selbstverständlich nebeneinander und man wünscht sich, dass sich ein wenig von der Toleranz und Offenheit Tel Avivs auf den Rest des Landes übertragen möge.

Fotos: Willy-Brandt-Center Jerusalem, Lukas Schneider, Andreas Nick